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Bau eines Scutums

Das Scutum war eine Schutzwaffe, der Körper wird damit sehr gut geschützt, es ist aber überliefert, dass mit dem Schild auch nach dem Gegner geschlagen wurde. Der rechteckige Shild ist wohl eins der markantesten Merkmale der Legionäre zur Kaiserzeit.

Einen Schild zu bauen ist deutlich einfacher als es vielleicht scheint. In unserer Gruppe haben wir bereits einige Schilde selbst gebaut. Eine große Motivation ist, dass Schilde mit Messingeinfassung bei Feldschlachten verboten sind, da Stücke von dem Messing absplittern können. Wenn man anstelle eines Legionärsschildes einen Auxiliarschild machen will, kann man den Schritt des Biegens weg lassen und die Form auf die eines typischen Ovalschildes ändern.

Eine Anleitung von Fabian.

Materialien

Benötigte Materialien

  • Schildbuckel (Messing oder Stahl). Messing ist leichter und sehr schön, aber so dünn, dass es nicht für Schaukampf zu empfehlen ist. Ich habe 33€ für meinen aus Stahl bezahlt. Der Buckel aus Stahl kam bei mir im Gegensatz zu dem aus Messing ohne Vorbiegung.
  • Zwei Sperrholzplatten. Empfohlene Maße: 85cm breit, zwischen 105 und 125 cm hoch. Die günstigeren Schilde, die man online kaufen kann haben 106cm. Bei meiner Größe von 190cm finde ich die Länge von 120cm passender. Für einen stabilen Schild würde ich 4mm Dicke Spanplatten empfehlen (kann man sich z.B. bei Hornbach direkt zuschneiden lassen, wenn es schnell gehen soll). Das resultierende Gewicht ist durchaus vergleichbar mit den Schilden, die man kaufen kann. Wenn es besonders leichtgewichtig sein soll, kann man auch online 3mm dickes Sperrholz kaufen. Als Holz gibt es in der Dicke meist nur Pappel, was mir bis jetzt gute Dienste geleistet hat. Meist hat eine Seite mehr Maserung als die Andere und dabei auch einen Verlauf. Ich habe darauf geachtet, dass die Maserung von oben nach unten verläuft, um der Biegung zu helfen.
  • Holzleim (Wasserfest). Ich habe Ponal in der 750ml Dose genommen und das Meiste davon verwendet.
  • Leinen, genug um Vorder- und Rückseite des Schilds zu bedecken (also etwa 180cm oder mehr). Das günstigste Leinen kann man beim IKEA kaufen. Durch die grobe Struktur, die dann durch den Leim verhärtet wird, wird daraus eine recht raue Oberfläche. Vielleicht ist feinmaschigeres Leinen da also besser. Ich habe naturfarbenes Leinen für die Vorderseite und blaues Leinen für die Rückseite genommen. Durch den Leim dunkelt die Farbe noch nach.
  • Rohaut (oder dünnes Messing). Die Länge muss für einmal um den Schild herum reichen. Rohaut lässt sich meterweise auf Mittelaltermärkten besorgen, günstiger ist es aber, wenn man einen Knochen aus Rohaut für Hunde aufweicht und verarbeitet. Beim Einweichen können minderwertige Kauknochen sich auflösen und man hat nur einen Faserbrei. Empfehlenswert ist dieser Riesenkauknochen von Dehner. Er reicht gut für ein Schild.
  • Dickes Garn (ggf aus Leder oder aus Leinen). Benötigt werden schätzungsweise 6-12m (abhängig vom Abstand der Löcher, gewähltem Stich, …) (z.B. ein solches Ledernähgarn, kann aber auch noch dicker sein)
  • Dünne Nägel aus Messing oder Stahl, 2-3cm lang, etwa 100 stück
  • Farben (Rot, Gelb und Schwarz).
  • Holz für Verstrebungen auf der Rückseite (z.B. zwei Mal 1m * 2cm * 5mm)
  • Metallreststücke (dünner Stahl oder Messing, um daraus Unterlegscheiben herzustellen).
  • Nieten (3mm Schaftdurchmesser). Die Länge sollte durch den Buckel, Schild und Verstrebung reichen. Man kann natürlich auch einfach selbst Nieten aus 3mm dickem Draht (Messing oder Stahl) herstellen

Benötigte Werkzeuge

Hammer, Feilen (insbesondere Holz), Säge, Bohrer, eine Dicke Nadel oder Ahle, Schraubstock, ggf. einen Amboss, Nietsetzer, ein scharfes Messer, Pinsel, feste Unterlage (zum darauf hämmern), eine wasserdichte Plane, Zirkel, Maßband, Spanngurte (>6), Holzklötzchen/-stangen zum Unterlegen, Biegevorrichtung, …

Die Biegevorrichtung

An dieser Stelle vielleicht eine Erörterung zur Biegevorrichtung. Diese gibt offensichtlich die Biegung des späteren Schildes vor (auch wenn sich durch das Aushärten des drauf geleimten Leinens noch etwas daran ändern kann). Ein erster Versuch hat einen sehr leicht gebogenen Schild ergeben. Durch die zu geringe Breite war die Schutzfunktion stark beeinträchtigt. Die Praxis hat außerdem ergeben, dass es im Gedränge von Vorteil ist, wenn man sich in seinen Schild hinein igeln kann, sodass man auch von der Seite eine geringere Angriffsfläche bietet. Entsprechend habe ich die Maße noch einmal überarbeitet. Die aktuellen Maße kann man sich auf diesem Online Kreisrechner von Arndt Brünner ansehen.

  • Länge der Sehe (s): 55cm
  • Kreisradius (r): 30cm
  • Mittelpunktswinkel der Sehne (ɑ): 160°
  • Höhe des kleinen Segments (a): 24cm

Arbeitsschritte

1. Das Holz vorbereiten

  • Das Holz auf die gewünschten Maße bringen
  • Durch die Biegung wird das vordere Stück Holz etwas schmaler als das hintere. Es lohnt sich, etwa 1 cm der Breite des hinteren Stück Holz weg zu nehmen, damit das Holz nach dem Biegen gleiche Ausmaße hat.
  • Die Ecken mit dem Zirkel abmessen und als Konsequenz abschneiden, sodass eine Rundung von 5-10 cm entsteht. Ich empfehle 7cm aufwärts, damit die Rundung schön einfach mit Rohaut zu bespannen ist. Der Schnitt lässt sich mit einer scharfen Stichsäge gut schneiden.
Zugeschnittenes Holz für zwei Schilde

2. Das Holz leimen

  • Das Holz wird für die Meisten zu unhandlich sein, um es in kochendes Wasser zu legen und danach zu formen. Ich habe aus der Plane mit einigen Steinen ein Becken geformt, die Platten darin mit Wasser bedeckt und über Nacht einweichen lassen.
  • Ich habe zunächst alle Spanngurte ausgelegt, dann die Holzpatten beidseitig mit Leim bestrichen und leicht antrocknen lassen. Dann die äußere Platte mit der Vorderseite nach unten auf die Gurte legen. Die zweite Platte mittig darauf legen. Dann die Biegekonstruktion darauf. Die Spanngurte langsam nacheinander und in Schritten immer von einer Seite zur anderen (z.B. von oben nach unten) fester ziehen. Dabei noch Hölzer an den Kanten unter den Spanngurten anbringen, damit das Holz vom Schild nicht von den Gurten eingeschnitten und verbogen wird. Wenn man zu viel Leim aufgetragen hat, wird der natürlich raus gepresst, also empfiehlt es sich etwas unter zu legen.
  • Das Ganze so für mehrere Tage aushärten lassen (oder eher eine Woche, dann ist man auf der sicheren Seite) und dann die Spanngurte lösen.
Holz beim EinweichenAusgelegte MaterialienAufgespannter Schild (vorne)Aufgespannter Schild (hinten)

3. Ein erster Handgriff

  • Den exakten Mittelpunkt des Schilds auf der Vorderseite auf der Längs- und Querachse aufzeichnen und von dort aus einen Kreis aufzeichnen, der marginal größer ist als das Loch des Schildbuckels. Jetzt muss entlang der Horizontalen des späteren Schilds jeweils eine Linie oberhalb und unterhalb der Mitte gezogen werden (1,5-2cm Abstand zur Mitte). Dieser Steg wird später noch zusätzlich verstärkt.
  • Entlang der Linien ausschneiden (wahlweise auf der designierten unteren Hälfte nicht ganz der Linie folgen, sondern den Kreis unten zu einer Geraden abändern
  • Die Oberseite sehr gründlich feilen, sodass der Schild angenehm am langen Arm zu halten ist. Das heißt, dass der Schild an dieser Stelle also dem Verlauf der Haut folgen sollte und nicht eine Rundung oder gar Kante haben sollte.

4. Zusätzliche Stabilität

  • Die Innenseite mit Leinen auskleiden. Etwas von dem Wasserfesten Ponal mit Wasser verdünnen und gut vermischen (das kann man machen, solange der Ponal nicht schon mal getrocknet ist). Dann das Leinen mit dem Leim fest kleben. Ich habe dazu die Oberfläche von der Mitte aus mit dem Leim eingerieben. Wenn der Leim angetrocknet ist vorsichtig das Leinen über dem Loch für den Griff strahlenförmig einschneiden und durch das Loch umklappen.
  • Als nächstes kann man die Verstärkung für den Griff anbringen. Ähnlich wie für das Holz für den Schild selbst sollte man das Holz entweder kochen oder lange einweichen. Dann die Grundlage und das Holz anleimen und auf die Biegekonstruktion spannen und aushärten lassen. Wahrscheinlich wird es ein bisschen schwierig, das Holz auf die Konstruktion zu bewegen, da jede Schicht Leinen das Holz beim Aushärten ein Bisschen in eine Richtung verbiegt, da es sich zusammen zieht. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann so eine Verstärkung auch an der Ober und Unterkante des Schildes zusätzlich anbringen (dann aber mindestens 3, besser 5 cm Abstand zum Rand lassen). Für diese und alle weiteren Verstärkungen in den folgenden Schritten empfiehlt sich, die nach oben liegenden Ecken und Kanten vor der Montage abzurunden.
  • Als nächstes diese Verstrebung und weitere in der senkrechten des Schilds (entweder eine mittig und durch den Griff unterbrochen oder zwei entlang der Außenkanten mit Abstand zum Rand) mit den kleinen Nägeln sichern. Diese Nägel verstärken den Leim sehr gut. Sie werden von innen genagelt und können auf der Außenseite einfach umgeschlagen werden.
  • Als nächstes die Außenseite mit Leinen einkleiden und verleimen. Das verdeckt die umgeschlagenen Nägel. Wenn man die richtige Art Farbe hat, kann man den Leim statt mit Wasser mit der Farbe verdünnen. Das Leinen bekommt so schon die Grundfarbe und die Farbe wird wasserfest (Wenn man wasserfesten Leim verwendet)
Leinen und Verstrebungen auf der InnenseiteLeinen auf der Außenseite

5. Der Schildgriff

  • Auf der Außenseite ein weiteres Stück Holz anbringen und das ganze rund feilen, sodass es gut in der Hand liegt. Nach wunsch kann der Griff durch eine Lederumwicklung noch bequemer gemacht werden.
  • Bei längerem Tragen wird der vorher gefeilte Übergang dennoch am Handgelenk einschneiden, sodass ein weiteres Polster notwendig werden wird. Entweder mehrere Lagen Leder oder eine Art Kissen direkt am Schild befestigt, oder aber eine dickere Ledermanschette, die man um den Arm trägt (diese sollte bis über den Handrücken reichen). Die Befestigung funktioniert entweder mit Kleber, kleinen Nägeln, oder indem man die Vernietung des Schildbuckels mit benutzt.
Detailansicht Schildgriff Innenseite

6. Die Umrandung

  • Den Hundekauknochen in warmem bis heißen Wasser über mehrere Stunden (z.B. über Nacht) einweichen lassen. Dann in die einzelnen Stücke zerlegen
  • Die Rohaut in etwa 4-6cm breite Streifen schneiden (breiter, wenn man an den Seiten durch das Biegen einen größeren Abstand zwischen den Enden der Holzplatten hat). Dann anfangen, die Rohaut um den Schild zu legen und mit den Nägeln fest zu nageln. Dabei erst den Nagel durch Haut und Holz schlagen, dann auf der Rückseite die Rohaut spannen, mit einer Zange neben dem Nagel drücken, sodass der Nagel die Haut durchsticht und dann den Nagel sauber umbiegen. Hat mit einer Rohrzange sehr gut funktioniert. Die unterschiedlichen Streifen habe ich mit Überlappung befestigt, sodass Wasser nach unten abfließen würde. Abschließend habe ich noch Nägel mittig in die verbleibenden Abstände von der anderen Seite genagelt. Dann habe ich die Rohaut wieder trocknen lassen, was ihr schon sehr viel Stabilität gibt.
  • Als nächsten Schritt habe ich einmal um die Rohaut außen herum genäht, um sie an einigen Stellen (wie den Rundungen und Übergängen) zusätzlich anzupressen und insgesamt zu sichern. Dazu habe ich die Sattlernaht verwendet. Ich musste leider 3mm Löcher vorbohren, da sonst die Nadel mit dem Faden nicht durch das Loch ging. Mit 2mm Löchern sähe es vielleicht ein bisschen besser aus.
  • Als zusätzlichen Schritt kann man die Naht nochmal mit Leim überziehen, wenn man auch wirklich auf Nummer Sicher gehen will.

7. Schild verzieren

  • Typische Verzierungen, die heute verwendet werden beispielsweise Blitze, Donnerkeile, Adlerflügel. Alternativ könnten auch die Wappentiere der Legion verwendet werden. (z.B. Capricorn)

8. Schildbuckel anbringen

  • Die meisten Buckel haben vier Löcher in den Ecken vorgebohrt. Man kann noch zusätzliche Löcher in der Mitte bohren. Damit lässt sich die Querverstrebung auf der Rückseite mit fest nieten, was zusätzliche Stabilität gibt.
  • Vermutlich muss als nächstes die Biegung der Basis an die des Schildes angepasst werden
  • Damit das Holz sich nieten lässt, braucht man unbedingt Unterlegscheiben und muss den Kopf der Niete sehr vorsichtig pilzen, bevor der Schaft sich verbiegt und nicht hält. Alternativ kann man die Niete auch umhämmern, was auch hält – nur nicht so schön aussieht (Das ist auf der Innenseite aber eher egal)
Schild mit Buckel (Die Umrandung ist auf dem Bild noch nicht fertig genäht)